Interview mit Simone Hobi
(Pro Neudorf Flums): Was hat bei dir den Ausschlag gegeben, Wohnsitz in Flums zu nehmen? Und welche Art von Wohnen hast du gesucht? Wie bist du auf das Neudorf gestossen?
(Simone Hobi): Flums ist nicht mondän wie Ragaz, ist kein Verkehrsknotenpunkt wie Sargans, hat keinen See wie Walenstadt, Flums liegt etwas abseits von der Nord-Süd-Autobahnachse: Flums blufft nicht, wirkt unauffällig und still, fast ein wenig im Dornröschenschlaf. Vielleicht auch deshalb war uns Flums bei der Wohnungssuche noch nicht aufgefallen.
Das Unaufgeregte an Flums hat Vorteile. Das Dorf lebt autonom, funktioniert selbständig und wird noch nicht überrollt von Insta-Tourist*innen. Mein Onkel, ein Flumser, erzählte ab und zu vom Neudorf. Als wir das Quartier vor zirka zwei Jahren zum ersten Mal sahen, waren wir sofort von dem ganz eigenen Charme der historischen Siedlung begeistert. Ich fand den Verein „Pro Neudorf Flums“ im Internet und wir blieben mit Andreas Hofmänner und dem Neudorf in Kontakt.
Wir suchten schon länger ein Haus oder einen Hausteil in der Gegend. Lieber Alt- statt Neubau, lieber ruhig statt laut und nicht zu teuer sollte es sein. Was wir anschauten, war mal zu alt (und renovationsbedürftig), mal zu abgelegen, mal zu teuer. Als wir das Projekt „Pro Neudorf“ entdeckten, waren wir uns einig: es ist historisch alt und wird toll renoviert. Es ist zentral und ruhig. Und es ist für unser Budget bezahlbar.
Das Neudorf, ein kleines Dorf im Dorf, mit Zukunft als Genossenschaft. Weshalb also nicht das Neudorf in Flums als neuer Wohnort?
Du lebst seit einem knappen Jahr im frisch sanierten Doppelhaus. Wie lebt es sich in diesem historischen Haus? Was sind die Vorzüge, was die Herausforderungen?
Es gibt aus unserer Sicht nur Vorzüge, ganz ehrlich! Es ist einfach wunderbar, in Mauern mit Geschichte zu leben. Das Haus strahlt in neuem Glanz und manchmal spüren wir, dass das Haus stolz darauf ist. Der Garten, der zu jedem Hausteil gehört, gedeiht und ist ein wunderbarer Pluspunkt der Siedlung. Die Sanierung wurde sehr sorgfältig gemacht, alles ist bis in alle Einzelheiten durchdacht. Mit Andreas haben wir jederzeit einen Ansprechpartner, falls mal was ist. Mit dem Bauphysiker sind wir in regem Kontakt, um Lüftung und Energiekonzept zu verfeinern und für die nachfolgenden Häuser zu perfektionieren.
Wie erlebst du die Nachbarschaft und die Umgebung?
Es lässt sich zu unserer Freude rasch Kontakt schliessen in Flums und im Neudorf. Wir erleben die Menschen zugewandt. Garten giessen, Katzen hüten, mit den Nachbarskindern schwatzen, Gemüse tauschen, eine Vernissage besuchen, Blumen oder Esswaren schenken – das alles geschieht im Neudorf in Flums! Das Neudorf ist multikulturell, wie Flums es schon seit Jahrzehnten ist. Das gefällt uns, auch wenn wir uns sprachlich (noch) nicht immer verstehen – die Sprache des Herzens verstehen alle! Wir finden: Respekt, Toleranz und Akzeptanz sollen sein. Das bieten wir an – und wünschen es uns auch von den anderen.
Für wen eignet sich ein Neudorfhaus in deinen Augen?
Für alle, die sich freuen über nette Nachbar*innen, über einen Hausteil mit viel Geschichte, über Ruhe und Privatsphäre wie auch gemeinschaftliche Lebendigkeit, über einen kleinen und feinen Gartenanteil und für alle, die Lust haben auf etwas Neues, auf einen Neuanfang in einer genossenschaftlichen Wohnform – das alles bietet das Neudorf in Flums! Vom Platz her, finden wir, passen sowohl Familien wie Paare, WGs oder auch Einzelpersonen. Für junge Menschen sind die drei Treppen im Haus sowieso kein Problem, für ältere Semester (wie wir es sind!) ein gutes Training.
Wie stehst du zu den Plänen, dass die Neudorfhäuser in eine Wohnbaugenossenschaft überführt werden sollen?
Einer der Gründe, weshalb wir das Neudorf als neuen Wohnort wählten, ist die Idee der Wohnbaugenossenschaft. Autonom und doch vernetzt und engagiert zu sein, leben in einer losen und doch verbindlichen Gemeinschaft statt in einer anonymen Siedlung, wo sich niemand kennt und sich niemand mehr grüsst. Nicht 200qm zum Wohnen brauchen, sondern pro Haushälfte „nur“ 100qm2. Sich gegenseitig unterstützen, wenn Not ist. Als Genossenschafter*in Mitspracherecht bei Entscheidungen für die Siedlung haben. Statt 25 Bohrmaschinen gemeinschaftlich 5 Bohrmaschinen haben, die zur Ausleihe bereitstehen. All das kann eine Genossenschaft bieten! Und nicht zuletzt ist das Wohnen in einer Wohnbaugenossenschaft finanziell sicherer und wir sind als Mieter*innen und Genossenschafter*innen den Ideen oder Plänen eines privaten Vermieters oder Grossaktionärs nicht wehrlos ausgesetzt.